9. Hochturm

Wach- und Gefängnisturm, erbaut aus Buckelquadern innerhalb der mittelalterlichen Stadtbefestigung (um 1230).

Die Geschichte zum Nachlesen

Seit Jahrhunderten wacht er über die Stadt – der Hochturm. Errichtet wurde er in der Stauferzeit in zwei Bauabschnitten und urkundlich erwähnt erstmals 1304. Zusammen mit doppelzügigen Stadtmauern sicherte er die im Westen ungeschützte Stadt. Entsprechend mächtig ist sein Fundament mit 6 Metern und einer Mauerstärke von 3 Meter 50. Ursprünglich war der Turm über 36 m hoch und stadtseitig offen, was man heute noch an den Mauern ablesen kann.

In nachstaufischer Zeit führte rund um die Turmspitze eine Galerie. Auf der im Stadtmuseum ausgestellten Pürschgerichtskarte aus dem Jahr 1564 ist der Turm zur Stadtseite hin geschlossen, die Galerie ist entfernt und ein achtseitiger Zelthelm aufgesetzt. In dieser Zeit baute der Stadtbaumeister Weber von Werth den obersten Bereich mit dem reizvollen Erker zur Stadt hin aus. Nach dem Anstellungsvertrag, den die Stadt mit dem „Werckmaister“ abgeschlossen hatte, sollte der Baumeister für seine Arbeit sogleich einen Rock aus Lindauer Tuch erhalten, sowie jedes Vierteljahr 5 Gulden und für jeden Arbeitstag 5 Schillinge als Besoldung.

Am 26. Juni 1758 abends zwischen 7 und 8 Uhr schlug der Blitz im Turm ein und zerstörten den spätgotischen Aufbau. Dem Magistrat und dem Amtsbürgermeister lag viel daran, den Turm rasch wieder aufzubauen und ihm eine schöne und praktische Form zu geben. Gleichzeitig wurde beschlossen, einen Umgang geschützt mit einem eisernen „Gätter“ zu errichten, so wie es heute noch zu sehen ist. Das Ratsprotokoll vom 8. August 1759 nennt die Herkunft des Gitters: es stammt von der Dominikanerkirche, von dem es im Zuge der Barockisierung entfernt worden war. Die vom Blitzschlag geschmolzene Feuerglocke wurde neu gegossen und den Heiligen Florian und Agatha als Feuerpatronen geweiht. So konnte der Turmwächter seiner Verpflichtung wieder nachkommen: „da Feuer aufginge und er desselben Feuers Flammen sähe in der Stadt oder Alten Stadt, alsbald zu rufen und mit der Glocke zu bestürmen“.

Der Turmwächter lebte im Turm. Er musste bei Gefahr die Stadt mit der Feuerglocke, der Trompete oder der Lärmkanone warnen. Zudem ließ er morgens den Weckruf ertönen und abends beschloss sein Blasen den Tag. Besondere Mühe gab er sich, wenn vor der Stadt das Kaiserliche Hofgericht tagte.

Außerdem hatte er den Auftrag, bedeutende Besucher beim Einreiten in die Stadt „anzublasen“ – sie mit feierlichem Spiel zu empfangen.

Turmwächter Matthäus Mutschler hatte 1658 vom Turm aus gesehen, wie eine noble Herrschaft in die Stadt eingeritten war. Er war in deren Quartier im Gasthaus „Armbrust“ schräg gegenüber vom Rathaus geeilt, um dort aufzuspielen, während ein schlitzohriger Mitbürger auf dem Hochturm die „Diensttrompete“ verstopfte. Mutschler wurde daraufhin vom Rat der Stadt gerügt, er solle „sowohl zue Mitternacht, als auch morgens und abendts den tag und nacht, desgleichen die frembden leut im herein unndt hinausreiten fleissiger anblasen“.

Der Hochturm war auch Gefängnisturm. Die „Eintürnung“ diente hauptsächlich dem Vollzug der Untersuchungs- oder Beugehaft. Auch der Hexerei Verdächtige wurden im Hochturm eingekerkert. 1648 wird von einem Selbstmord im Hochturm berichtet – eine „übeltäthige Person von Villingen“ habe sich „selbst vom Hohenturm hinabgestürzt“. Der Scharfrichter musste die Leiche nachts unter dem Galgen verbrennen und begraben und erhielt dafür eine Bezahlung.

Seit dem 19. Jahrhundert wird der Hochturm gerne als Aussichtsturm genutzt. Schon die Dichter Berthold Auerbach und Ludwig Uhland genossen den herrlichen Blick über die Stadt und die reizvolle Umgebung Rottweils. Allerdings wollte man noch 1849 während der letzten Phase der Revolution die Kanone auf dem Hochturm wieder mobil machen. Rottweil stand auf der Seite der Freiheitsbewegung. Leider bemühten sich Bauverwalter Hezinger und der Horgener Schultheiß Burkard vergeblich um die Einrichtung der Räder. Auch mussten die badischen Republikaner am 23. Juli 1849 aufgeben. So kam die Rottweiler Kanone vom Hochturm nicht mehr zum Einsatz.

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Hauptstraße 21
78628 Rottweil

Tel: 0741 494 280
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Der Hochturm im Westen der historischen Innenstadt

Der Hochturm im Westen der historischen Innenstadt

Der Hochturm

Historisches Foto mit Blick auf den Hochturm

Die Aussichtsplattform mit dem eisernen Geländer

Die Aussichtsplattform mit dem eisernen Geländer 

Die Turmwärterstube im Hochturm

Die Turmwärterstube

Der Ausblick vom Hochturm

Ausblick vom Hochturm auf die historische Innenstadt

Die Geschichte zum Nachlesen

Seit Jahrhunderten wacht er über die Stadt – der Hochturm. Errichtet wurde er in der Stauferzeit in zwei Bauabschnitten und urkundlich erwähnt erstmals 1304. Zusammen mit doppelzügigen Stadtmauern sicherte er die im Westen ungeschützte Stadt. Entsprechend mächtig ist sein Fundament mit 6 Metern und einer Mauerstärke von 3 Meter 50. Ursprünglich war der Turm über 36 m hoch und stadtseitig offen, was man heute noch an den Mauern ablesen kann.

In nachstaufischer Zeit führte rund um die Turmspitze eine Galerie. Auf der im Stadtmuseum ausgestellten Pürschgerichtskarte aus dem Jahr 1564 ist der Turm zur Stadtseite hin geschlossen, die Galerie ist entfernt und ein achtseitiger Zelthelm aufgesetzt. In dieser Zeit baute der Stadtbaumeister Weber von Werth den obersten Bereich mit dem reizvollen Erker zur Stadt hin aus. Nach dem Anstellungsvertrag, den die Stadt mit dem „Werckmaister“ abgeschlossen hatte, sollte der Baumeister für seine Arbeit sogleich einen Rock aus Lindauer Tuch erhalten, sowie jedes Vierteljahr 5 Gulden und für jeden Arbeitstag 5 Schillinge als Besoldung.

Am 26. Juni 1758 abends zwischen 7 und 8 Uhr schlug der Blitz im Turm ein und zerstörten den spätgotischen Aufbau. Dem Magistrat und dem Amtsbürgermeister lag viel daran, den Turm rasch wieder aufzubauen und ihm eine schöne und praktische Form zu geben. Gleichzeitig wurde beschlossen, einen Umgang geschützt mit einem eisernen „Gätter“ zu errichten, so wie es heute noch zu sehen ist. Das Ratsprotokoll vom 8. August 1759 nennt die Herkunft des Gitters: es stammt von der Dominikanerkirche, von dem es im Zuge der Barockisierung entfernt worden war. Die vom Blitzschlag geschmolzene Feuerglocke wurde neu gegossen und den Heiligen Florian und Agatha als Feuerpatronen geweiht. So konnte der Turmwächter seiner Verpflichtung wieder nachkommen: „da Feuer aufginge und er desselben Feuers Flammen sähe in der Stadt oder Alten Stadt, alsbald zu rufen und mit der Glocke zu bestürmen“.

Der Turmwächter lebte im Turm. Er musste bei Gefahr die Stadt mit der Feuerglocke, der Trompete oder der Lärmkanone warnen. Zudem ließ er morgens den Weckruf ertönen und abends beschloss sein Blasen den Tag. Besondere Mühe gab er sich, wenn vor der Stadt das Kaiserliche Hofgericht tagte.

Außerdem hatte er den Auftrag, bedeutende Besucher beim Einreiten in die Stadt „anzublasen“ – sie mit feierlichem Spiel zu empfangen.

Turmwächter Matthäus Mutschler hatte 1658 vom Turm aus gesehen, wie eine noble Herrschaft in die Stadt eingeritten war. Er war in deren Quartier im Gasthaus „Armbrust“ schräg gegenüber vom Rathaus geeilt, um dort aufzuspielen, während ein schlitzohriger Mitbürger auf dem Hochturm die „Diensttrompete“ verstopfte. Mutschler wurde daraufhin vom Rat der Stadt gerügt, er solle „sowohl zue Mitternacht, als auch morgens und abendts den tag und nacht, desgleichen die frembden leut im herein unndt hinausreiten fleissiger anblasen“.

Der Hochturm war auch Gefängnisturm. Die „Eintürnung“ diente hauptsächlich dem Vollzug der Untersuchungs- oder Beugehaft. Auch der Hexerei Verdächtige wurden im Hochturm eingekerkert. 1648 wird von einem Selbstmord im Hochturm berichtet – eine „übeltäthige Person von Villingen“ habe sich „selbst vom Hohenturm hinabgestürzt“. Der Scharfrichter musste die Leiche nachts unter dem Galgen verbrennen und begraben und erhielt dafür eine Bezahlung.

Seit dem 19. Jahrhundert wird der Hochturm gerne als Aussichtsturm genutzt. Schon die Dichter Berthold Auerbach und Ludwig Uhland genossen den herrlichen Blick über die Stadt und die reizvolle Umgebung Rottweils. Allerdings wollte man noch 1849 während der letzten Phase der Revolution die Kanone auf dem Hochturm wieder mobil machen. Rottweil stand auf der Seite der Freiheitsbewegung. Leider bemühten sich Bauverwalter Hezinger und der Horgener Schultheiß Burkard vergeblich um die Einrichtung der Räder. Auch mussten die badischen Republikaner am 23. Juli 1849 aufgeben. So kam die Rottweiler Kanone vom Hochturm nicht mehr zum Einsatz.

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Der Hochturm im Westen der historischen Innenstadt

Der Hochturm im Westen der historischen Innenstadt

Der Hochturm

Historisches Foto mit Blick auf den Hochturm

Die Aussichtsplattform mit dem eisernen Geländer

Die Aussichtsplattform mit dem eisernen Geländer 

Die Turmwärterstube im Hochturm

Die Turmwärterstube

Der Ausblick vom Hochturm

Ausblick vom Hochturm auf die historische Innenstadt