5. Kapellenkirche

Turm mit eindrucksvollem Skulpturenprogramm (1330/40). Kirche barockisiert.

Die Geschichte zum Nachlesen

Mitten in der Stadt steht weithin sichtbar der Kapellenturm. Mit seinen 70 Metern Höhe ist der Turm ein imponierendes Wahrzeichen im spätmittelalterlichen Stadtbild von Rottweil und zudem eines der wichtigsten Baudenkmäler der Spätgotik in Baden-Württemberg. 1983 erhielt der Kapellenturm das Prädikat „Kulturdenkmal von nationaler Bedeutung“.

Der Baubeginn für den Kapellenturm datiert um das Jahr 1330, in einer Zeit, als das Bürgertum immer einflussreicher und selbstbewusster wurde. So wurde der Turmbau zu Rottweil von reichen Bürgern beschlossen und bezahlt. Angrenzend an den Turm stand eine kleinere Marienkapelle mit einer Heilquelle für Augenleidende.

Der Turm im hochgotischen Stil ist quadratisch und war nur halb so hoch wie heute. Er ist reichlich mit Figuren verziert, die mit ihrem künstlerischen Ausdruck einzigartig sind. Beeindruckend ist die Darstellung des Jüngsten Gerichts am Tympanon des Westportales. An der Südseite umrahmen die Propheten des Alten Testaments das Tympanon mit Christi Geburt, auf die nur noch zwei Engel mit Stern sowie Ochs und Esel hindeuten. An der Nordseite findet sich eine eindrucksvolle Darstellung der Anbetung der Könige, darüber eine Verkündigung. Über Maria und dem Engel schwebt auf einer Wolkenbank Gottvater, während sich das Jesuskind mit einem „Kopfsprung“ auf den Weg in die Welt macht. Die erhaltenen Originalfiguren sind heute in der Kunstsammlung Lorenzkapelle in Rottweil zu sehen.

Erst 150 Jahre später begann die Errichtung des achteckigen Aufsatzes durch den viel beschäftigten Architekten Aberlin Jörg, der unter anderem auch an der Stuttgarter Stiftskirche gebaut hat. Der zeltartige Turmhelm mit hölzernem Dachwerk wurde in ähnlicher Form bereits 1564 auf David Rötlins Pürschgerichtskarte festgehalten.

Die Bauschichte des Turmes ist geprägt von Restaurierungsarbeiten, eine Daueraufgabe für Generationen, die sich bis in die Gegenwart erstreckt. Die statischen Sicherungsmaßnahmen aus Jahrhunderten kann man heute noch am Turm ablesen.

Schon 1575 war die Westrose durch Setzungen des Fundaments beschädigt worden. Hans Böhringer schuf sie in neuer Form. Später war er Werkmeister am Freiburger Münster, wo er sein Hauptwerk schuf – den Renaissance-Lettner.

Am besten geht man mit dem Fernglas auf Entdeckungstour am Turm. Am obersten Umgang grinsen geflügelte Wesen und vier Teufelsgestalten in die Welt, die die Laster der Trunksucht und Völlerei versinnbildlichen. Erschaffen wurden sie in den 1890er Jahren von German Burry, einem Rottweiler Bildhauer.

Eine Etage tiefer stellen Tiergestalten die vier menschlichen Temperamente dar. Der Esel für den Melancholiker, der Mops für den Sanguiniker, der Stier für den Choleriker und das Walross für den Phlegmatiker. Diese Charakterköpfe aus den 50iger Jahren gehen auf die Rottweiler Bildhauerin Germana Klaiber zurück.

Aus der kleinen Marienkapelle hinter dem Turm wurde in mehreren Bau- und Umbauphasen die heutige Kapellenkirche mit Zugang zur Turmkapelle. Der Eingang ist rechts in der Gasse gegenüber des alten Gymnasiums. Eine Turmbesteigung ist nur mit gebuchter Führung möglich.

Wer die Kirche betritt, steht in barockem Glanz, der auf die Zeit zurückgeht, als die Jesuiten im 17. Jahrhundert in Rottweil für das Gymnasium und die Kirche zuständig waren. Der Jesuitenlaienbruder Joseph Firtmair, ein Schüler des berühmten bayerischen Malers und Baumeisters Cosmas Damian Asam, malte die Kirche von 1727 bis 1733 aus. Das Hochaltarblatt stellt die Himmelfahrt Mariens dar, an den Chorwänden erzählen weitere Fresken aus ihrem irdischen Leben. Die Verkündigungsszene an der Decke des Schiffs zeigt den ganzen Himmel in heller Freude, die Engelchen hüpfen und purzeln fröhlich über die Wolken.

Eine barocke Rarität kann man ab Weihnachten bis Maria Lichtmess bestaunen: eine Bretterkrippe von Josef Firtmair – mit lebensgroßen Figuren und zwei wechselnden Szenen: Jesu Geburt und Anbetung durch die Könige.

Standort

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Infos

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In der Tourist-Information beraten wir Sie gerne über unser vielfältiges Führungsangebot:

Tourist-Information Rottweil
Hauptstraße 21
78628 Rottweil

Tel: 0741 494 280
E-Mail: tourist-information@rottweil.de

360°-Panorama

Der Turm der Kapellenkiche

Historisches Foto der Kapellenkirche von 1907

Historisches Foto der Kapellenkirche von 1907

Der Chorraum mit Hochaltar

Der Chorraum mit Hochaltar

Die Decke der Kapellenkirche

Die Decke der Kapellenkirche

Das Dach der Kanzel

Das Dach der Kanzel

Die Geschichte zum Nachlesen

Mitten in der Stadt steht weithin sichtbar der Kapellenturm. Mit seinen 70 Metern Höhe ist der Turm ein imponierendes Wahrzeichen im spätmittelalterlichen Stadtbild von Rottweil und zudem eines der wichtigsten Baudenkmäler der Spätgotik in Baden-Württemberg. 1983 erhielt der Kapellenturm das Prädikat „Kulturdenkmal von nationaler Bedeutung“.

Der Baubeginn für den Kapellenturm datiert um das Jahr 1330, in einer Zeit, als das Bürgertum immer einflussreicher und selbstbewusster wurde. So wurde der Turmbau zu Rottweil von reichen Bürgern beschlossen und bezahlt. Angrenzend an den Turm stand eine kleinere Marienkapelle mit einer Heilquelle für Augenleidende.

Der Turm im hochgotischen Stil ist quadratisch und war nur halb so hoch wie heute. Er ist reichlich mit Figuren verziert, die mit ihrem künstlerischen Ausdruck einzigartig sind. Beeindruckend ist die Darstellung des Jüngsten Gerichts am Tympanon des Westportales. An der Südseite umrahmen die Propheten des Alten Testaments das Tympanon mit Christi Geburt, auf die nur noch zwei Engel mit Stern sowie Ochs und Esel hindeuten. An der Nordseite findet sich eine eindrucksvolle Darstellung der Anbetung der Könige, darüber eine Verkündigung. Über Maria und dem Engel schwebt auf einer Wolkenbank Gottvater, während sich das Jesuskind mit einem „Kopfsprung“ auf den Weg in die Welt macht. Die erhaltenen Originalfiguren sind heute in der Kunstsammlung Lorenzkapelle in Rottweil zu sehen.

Erst 150 Jahre später begann die Errichtung des achteckigen Aufsatzes durch den viel beschäftigten Architekten Aberlin Jörg, der unter anderem auch an der Stuttgarter Stiftskirche gebaut hat. Der zeltartige Turmhelm mit hölzernem Dachwerk wurde in ähnlicher Form bereits 1564 auf David Rötlins Pürschgerichtskarte festgehalten.

Die Bauschichte des Turmes ist geprägt von Restaurierungsarbeiten, eine Daueraufgabe für Generationen, die sich bis in die Gegenwart erstreckt. Die statischen Sicherungsmaßnahmen aus Jahrhunderten kann man heute noch am Turm ablesen.

Schon 1575 war die Westrose durch Setzungen des Fundaments beschädigt worden. Hans Böhringer schuf sie in neuer Form. Später war er Werkmeister am Freiburger Münster, wo er sein Hauptwerk schuf – den Renaissance-Lettner.

Am besten geht man mit dem Fernglas auf Entdeckungstour am Turm. Am obersten Umgang grinsen geflügelte Wesen und vier Teufelsgestalten in die Welt, die die Laster der Trunksucht und Völlerei versinnbildlichen. Erschaffen wurden sie in den 1890er Jahren von German Burry, einem Rottweiler Bildhauer.

Eine Etage tiefer stellen Tiergestalten die vier menschlichen Temperamente dar. Der Esel für den Melancholiker, der Mops für den Sanguiniker, der Stier für den Choleriker und das Walross für den Phlegmatiker. Diese Charakterköpfe aus den 50iger Jahren gehen auf die Rottweiler Bildhauerin Germana Klaiber zurück.

Aus der kleinen Marienkapelle hinter dem Turm wurde in mehreren Bau- und Umbauphasen die heutige Kapellenkirche mit Zugang zur Turmkapelle. Der Eingang ist rechts in der Gasse gegenüber des alten Gymnasiums. Eine Turmbesteigung ist nur mit gebuchter Führung möglich.

Wer die Kirche betritt, steht in barockem Glanz, der auf die Zeit zurückgeht, als die Jesuiten im 17. Jahrhundert in Rottweil für das Gymnasium und die Kirche zuständig waren. Der Jesuitenlaienbruder Joseph Firtmair, ein Schüler des berühmten bayerischen Malers und Baumeisters Cosmas Damian Asam, malte die Kirche von 1727 bis 1733 aus. Das Hochaltarblatt stellt die Himmelfahrt Mariens dar, an den Chorwänden erzählen weitere Fresken aus ihrem irdischen Leben. Die Verkündigungsszene an der Decke des Schiffs zeigt den ganzen Himmel in heller Freude, die Engelchen hüpfen und purzeln fröhlich über die Wolken.

Eine barocke Rarität kann man ab Weihnachten bis Maria Lichtmess bestaunen: eine Bretterkrippe von Josef Firtmair – mit lebensgroßen Figuren und zwei wechselnden Szenen: Jesu Geburt und Anbetung durch die Könige.

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Der Turm der Kapellenkiche

Historisches Foto der Kapellenkirche von 1907

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Der Chorraum mit Hochaltar

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Die Decke der Kapellenkirche

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Das Dach der Kanzel

Das Dach der Kanzel