Das als einziges Tor der ehemaligen Stadtbefestigung erhaltene Schwarze Tor ist eines der ältesten Baudenkmäler der Stadt. Entstanden ist es zu Beginn des 13. Jahrhunderts. Damals trug es den Namen „Waldtor“. Anhand der Staufischen Buckelquader der über 3 Meter starken Grundmauern kann man die Anfangsbebauung gut erkennen.
Der Begriff „Schwarzer Turm“ taucht im Jahr 1566 erstmalig in Schriftquellen auf und lässt auf den früheren schwarzen Anstrich schließen, der bei Sanierungen auch erneuert wurde. Um 1571 wurde der Turm um zwei Geschosse mit gotischen Stufenfenstern erhöht. Über den beiden Fensteretagen begrenzte den Bau damals eine außen laufende Zinnenreihe, die heute noch deutlich sichtbar ist. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde die Zinnenreihe geschlossen und das Walmdach aufgesetzt.
In der ersten Fensteretage des Tores wohnte der Türmer mit seiner Familie. Darüber waren auf der Ebene des zweiten Fenstergeschosses Gefängniszellen eingebaut. Für die Versorgung der Gefangenen waren der Türmer und seiner Frau zuständig. In einer späteren Umbauphase vor ca. 200 Jahren wurden auch im dritten Geschoss auf Höhe der Zinnen Zellen eingerichtet.
Die eicherne Zellentür im 2. Fenstergeschoss ist Zeitzeuge des Schicksals von Christian Schlenker dem „Schafbible“ aus Schwenningen. Er saß im Tor wegen kleiner Delikte, Mietschulden und sonstigen Schulden, die er nicht zurückzahlen konnte. Er verewigte sich durch das Einritzen seines Namens und des Berufstandes. Auch kann man ablesen, dass er 1847 seit 1004 Tagen im Arrest gesessen hat. Ein Reiter auf dem Pferd und ein Bild von einer Kirche gehören zur Einritz-Arbeit.
Auch Frauen wurden eingetürmt. 1714 wurde die ledige Katharina Päurin aus der Altstadt im Schwarzen Tor gefangen gesetzt. Sie war des Kindsmords beschuldigt. Das Verhörprotokoll ist im Stadtarchiv erhalten. Sie wurde schuldig gesprochen und zusammen mit ihrer Mutter zum Tode durch das Schwert verurteilt. Auf dem Weg zur Richtstätte durchs schwarze Tor, läutete den Verurteilten die im Glockentürmchen angebrachte „Armsünderglocke“.
Zwei inhaftierte Frauen, die anscheinend an der Ermordung eines Bauern beteiligt waren, schrien und tobten in ihrer Zelle derart, dass sich die Stadtbewohner durch den Lärm gestört fühlten. Der Magistrat beauftragte den Bader, die beiden ordentlich zur Ader zu lassen, damit sie wieder ruhiger würden.
Vor ca. 100 Jahren, als der ganze Verkehr durch das Tor führte, schuf man den nördlichen Durchgang für die Fußgänger. Die südliche Passage mit Schaufenstern richtete der Drogeriehändler Tiberius Neher erst in den 60er Jahren ein.
Die württembergische Zeit hätte dem Tor fast das Ende bereitet, denn im Mai 1869 berichtete die Schwarzwälder Bürgerzeitung auf der Titelseite: „das Schwarze Tor werde dem Vernehmen nach … in naher Zeit zum Abbruch kommen. Es habe ja auch weder monumentalen Werth, noch ist an ihm eine architektonische Schönheit“. Aus Angst um die Statik der angrenzten Häuser ließ man diese Idee jedoch fallen.
Das Schwarze Tor steht also heute noch und ist an Rottweils höchsten Feiertagen, der Fasnet, Ausgangspunkt des Narrensprungs.